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Ausflug an den Blautopf

[’s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura,
glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei

Übersetzt in Hochdeutsch klingt dieser Zungenbrecher so:
Es liegt ein Klötzlein Blei gleich bei Blaubeuren, gleich bei Blaubeuren liegt ein Klötzlein Blei.
Die Geschichte zu diesem kleinen Vers spielt auf der Schwäbischen Alb bei Blaubeuren.
Dort liegt – an ihrem Ostrand und rund 16 Kilometer westlich von Ulm entfernt – der Blautopf, die wohl
berühmteste Karstquelle Deutschlands. Ihr Name kommt nicht von ungefähr, denn nach
Regenpausen ist das Wasser ein tiefes, reines blau, ansonsten türkisgrün.

Was hat aber nun ein Zungenbrecher mit einer Quelle zu schaffen, die von der Akademie der
Geowissenschaften als „Nationaler Geotop“ ausgezeichnet wurde? Die Antwort findet sich beim Dichter
Eduard Mörike: Von ihm stammt die Geschichte über die schöne Lau, einer Wasserfrau,
die von ihrem Gemahl in den Blautopf verbannt wurde, um das Lachen zu lernen. Mit Hilfe der
Nonnenhofwirtin Betra Seysolffin, eines geraubten Kusses, eines Kindernachttopfs und eben
jenes bekannten Zungenbrecher gelang ihr das Lachen nach vielen Jahren der Traurigkeit wirklich
und ihr Mann, der Donaunix, holte sie schließlich zu sich zurück. Doch auch der Zungenbrecher selbst
verweist auf eine interessante Legende.

Angeblich war es lange nicht möglich, die Tiefe des Blautopfs zu vermessen, weil eine Nixe bei jedem Versuch das
Blei vom Faden des Bleilots löste. In Anlehnung an diese Sage gibt es unweit des Blautopfs einen
Felsen mit dem Namen „Klötzle Blei“. Übrigens handelte es sich bei dieser Wasserfrau nicht um
die schöne Lau. Doch auch diese Legende wird von Eduard Mörike in seinem Buch „Das
Stuttgarter Hutzelmännlein“ aufgegriffen, in dem er einen Wandergesellen über die Schwäbische
Alb nach Blaubeuren ziehen lässt und in diese Rahmenhandlung verschiedene Sagen einbettet.

Eine Flöte aus Schwanenknochen

Tatsächlich wurde die Tiefe des Blautopfs bereits im Jahre 1718 nach einer Lotung mit 62½ Fuß,
das sind rund 19 Meter, ziemlich genau angegeben. Nach heutigen Ergebnissen ist seine tiefste
Stelle 21 Meter, bei einem Durchmesser von 40 Meter.
Gespeist wird der Blautopf von einem weit verzweigten, unterirdischen Höhlensystem mit der
Blautopfhöhle und der mit ihr verbundenen Vetterhöhle. Leider ist die Blauhöhle bisher nicht für
Besucher zugänglich. Für Taucher ist das tückische Gewässer nach vielen Unfällen im Laufe der
Jahre gesperrt und es dürfen nur noch Forscher mit einer Sondergenehmigung in die unheimliche
Tiefe hinab.

Immerhin konnte das Höhlensystem mit Blautopfhöhle und Vetterhöhle inzwischen
weitgehend erforscht und auf bisher insgesamt zehn Kilometer auch exakt vermessen werden.
Neben der Tiefe und der bläulichen Färbung des Wassers, ist der Blautopf vor allem wegen seiner
schönen Lage im felsigen Talkessen von Blaubeuren eines der beliebtesten Ausflugsziele auf der
Alb. Und das nicht erst in der modernen Zeit. Weil Wasser auf der kargen Albfläche seit jeher
überlebenswichtig war, haben sich am Blautopf schon sehr früh erste Menschen angesiedelt.
Denn aus der Quelle strömen durchschnittlich in jeder Sekunde 2000 Liter Wasser, in
Spitzenzeiten nach starken Regenfällen sogar bis zu 32000 Liter. Daher waren die Höhlen in der
Umgebung vermutlich schon vor mehr als 35000 Jahren bewohnt. Das lässt sich aus den ältesten
dort von Menschenhand geschaffenen Skulpturen und einer Flöte aus Schwanenknochen
ablesen, deren Entstehung um diese Zeit datiert wird.

Weitere Hallen hinter dem Mörikedom

Über die Jahrtausende war die Gegend um den Blautopf immer ein attraktiver Siedlungsraum.
Sein Wassereinzugsgebiet beträgt etwa 160 Quadratkilometer. Aus dieser Region fließt in den
Boden sickerndes Wasser unterirdisch zusammen und tritt an der Quelle des Blautopfes wieder
an die Oberfläche. Entsprechend hat das Wasser in vielen tausend Jahren ein verzweigtes System
mit vielen verschiedenen Höhlen geschaffen, dessen Einstieg sich am Grund des Blautopfes
befindet. Erst im April 2010 wurde mit einer 17 Meter tiefen Bohrung direkt neben der
Bundesstraße 28 zum ersten Mal ein trockener, allerdings nur für Höhlenforscher zugänglicher
Landweg in die Blauhöhle geschaffen, mit dem Blautopfhöhle und Vetterhöhle verbunden wurden.

Zu den aktivsten und bekanntesten Höhlentauchern des Blautopfes zählt Jochen Hasenmayer,
der bereits 1985 mit dem Mörikedom die erste große lufterfüllte Halle in der Blautopfhöhle
entdeckte. Nach einem Tauchunfall ist Hasenmayer inzwischen querschnittgelähmt und erforscht
die Blauhöhle nun mit einem eigens von ihm entwickelten Plexiglas-Tauschboot. Mittlerweile
haben andere Höhlenforscher weitere Hallen im Blauhöhlensystem hinter der Höhle mit dem
Mörikedom entdeckt.

Das Kloster ist eng mit Blaubeuren verbunden

Neben dem Blautopf selbst mit seiner reizvollen Landschaft, ist die historische Hammerschmiede
eine Besichtigung wert. Im Jahre 1804 vom Huf- und Waffenschmied Abraham Friedrich als
Hammerschmiede mit Schleiferei errichtet, wurde das Hammerwerk bis 1956 betrieben, zuletzt als
mechanische Werkstatt. Nach ihrer Stilllegung besann sich die Stadt schon in den 1960er Jahren
auf ihre Tradition und richtete das Gebäude in mehrjähriger Arbeit wieder vollständig ein. Das
entsprechende Equipment ein Hammerwerk haben die Verantwortlichen damals in Bad Oberdorf
im Allgäu gefunden. Noch heute kann die Schmiede zur Demonstration der früheren Arbeitsweise
mit der Wasserkraft aus dem Blautopf in Betrieb gesetzt werden.

Ermöglicht von der gesicherten Wasserversorgung wurde auch der Bau des Klosters. Gestiftet
wurde es im Jahre 1085 von drei Brüdern: die Grafen Anselm und Hugo von Tübingen sowie Graf
Sigiboto von Ruck. Ursprünglich sollte das Kloster auf der Alb gebaut werden, doch das Gebiet
um den Blautopf erschien letztlich vielversprechender. Gelebt wurde nach den Regeln des
Benediktinerordens. Zwar erlebte das Kloster im 14. und 15. Jahrhundert einen wirtschaftlichen
Niedergang und verfiel zusehends, doch war es wieder ein engagiertes Trio, das für seinen
Fortbestand sorgte.

Die Äbte Ulrich Kundig, Heinrich III. Fabri und Gregorius Rösch legten mit
ihrem Wirken die Grundlage für den Umbau der Klosteranlage im spätgotischen Stil und sicherten
damit ihre weitgehend unveränderte Erhaltung bis heute.

Wirtschaftlich einflussreiche Lage

An den Berührungspunkten des weltlichen und des klösterlichen Lebens gibt es viel zu
entdecken. Besucher des Klosters können mit Hochaltar und Chorgestühl sowie Kunstwerken von
europäischem Rang, geschaffen von Bildhauern und Malern der Ulmer Schule, einzigartige
Zeugen mittelalterlicher Kultur besichtigen.

Noch immer ist das Kloster eng mit der Entwicklung Blaubeurens verbunden. So lernen im
Evangelisch-Theologischen Seminar, einem altsprachlichen Gymnasium mit kirchlichem Internat,
die blaubeurer Schüler nicht nur fachliches Wissen, sondern werden auch von den Regeln der
Klosterwelt geprägt.

Rund um das Kloster siedelten schon im 11. Jahrhundert die Menschen – und das ist bis heute so
geblieben. Weitgehend von Kriegseinwirkungen verschont, ist die Altstadt Blaubeurens eine echte
Perle der Alb. Die lebendige und selbstbewusste Kleinstadt war im Laufe ihrer Geschichte
Marktflecken, Handelsort und sogar Oberamtsstadt im Königreich Württemberg. Ihre Bedeutung
weit über das Spätmittelalter hinaus verdankten die Blaubeurer nicht nur dem Kloster, sondern
auch der wirtschaftlich einflussreichen Lage ihrer Ortes an der damals wichtigen Hauptverbindung
zwischen Augsburg und Straßburg über Tübingen. Der ehemalige Wohlstand Blaubeurens
spiegelt sich noch für die gegenwärtigen Besucher in den sorgfältig sanierten, prachtvollen
Fachwerkgebäuden wider.

Wer durch die verwinkelten Gassen und Wege schlendert, wird auch durch das alte Geberviertel
kommen, das aufgrund seiner Wasserläufe an der Aach im Volksmund „Klein Venedig“ genannt
wurde. Hier ist Blaubeuren am ursprünglichsten und es gibt kaum einen Betrachter, der sich des
unaufdringlichen Charmes der authentischen Siedlung entziehen kann. Wer ein wenig mehr sehen
möchte, kann sich auch mit dem Blautopfbähnle fahren lassen. Der Schwäbischen Eisenbahn
nachgebildet, fährt das Blautopfbähnle allerdings nicht auf Schienen, sondern erkundet die
Schwäbische Alb auf der Straße und kommt so gut durch alle sehenswerten Winkel und Gassen.

Letztlich auch Eduard Mörike nicht, der sich für sein eingangs erwähntes Buch sicherlich von der
hübschen Altstadt Blaubeurens, den blaubeurer Menschen, vom Blautopf und seiner Reise über
die Schwäbische Alb inspirieren ließ.

Von unserem Hotel in Ulm aus fährt man 25 Minuten, gerne Beraten wir sie.

Weiterführende Informationen
Öffnungszeiten Kloster und Hammerschmiede

Das Kloster ist vom 1. März bis zum 1. November täglich von 10 bis 18 Uhr
und vom 2. November bis zum 28. Februar, Montag bis Freitag von 14 bis 16 Uhr
sowie Samstag, Sonntag und feiertags von 11 bis 16 Uhr
geöffnet.

An jedem 24. und 25.12. sowie jedem 31.12. und 1.1. bleibt das Kloster für die Öffentlichkeit
geschlossen.

Die Hammerschmiede mit Hammerwerk hat vom letzten Sonntag vor Ostern bis zum 1. November täglich in der
Zeit von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Forschungsarbeiten Blautopf
Die ARGE Blautopf publiziert ihre Arbeit in Fachkreisen aber auch in der Öffentlichkeit. Neben Buch und dem Fernsehfilm Mythos Blautopf gibt die Arbeitsgemeinschaft immer wieder zahlreiche Vorträge um über neue Erkenntnise zu Informieren. Mehr erfahren sie unter http://blauhoehle.org